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Die besondere Situation von Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen währen der Corona-Pandemie stand am 1. Juni im Zentrum der Onlinesitzung des Kreisbehindertenrings Göppingen. „Durch die häufigen Änderungen der Regelungen laufen sie Gefahr abgehängt zu werden. Das fängt bei schlecht zugänglichen Testzentren an und zieht sich bis zum Wegfall von Betreuungsangeboten“, erläutert die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings Heike Baehrens, MdB. Regine Greß vom Gesundheitsamt des Landkreises gab einen Überblick über die Corona-Situation im Landkreis und informierte über die aktuellen Entwicklungen.

Auf der Sitzung konnte der Kreisbehindertenring ein neues Mitglied in seinen Reihen begrüßen. Einstimmig wurde die „Autismus Initiative Göppingen“ aufgenommen. „Wir versuchen Menschen, die sich im autistischen Spektrum befinden und ihren Verwandten beizustehen und Hilfe zu leisten“, erklärt Dr. Ute Kuhwald. Dies kann die Suche nach einen Lernbetreuer oder auch Unterstützung bei der Jobsuche sein.

Das Ziel einer inklusiven Gesellschaft auch in Corona-Zeiten weiter verfolgen!

Heike Baehrens, Vorsitzende des Kreisbehindertenrings Göppingen und Bundestagsabgeordnete für den Landkreis Göppingen

Für Menschen mit Behinderung, mit chronischen oder psychischen Erkrankungen sowie für ihre Angehörigen stellt die Covid-19-Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Umso wichtiger ist es, dass zu ihrem Schutz wirksame Maßnahmen getroffen werden und ihre besonderen Bedürfnisse in der aktuellen Situation nicht aus dem Blick geraten.

„Auch unter den Bedingungen der Covid-19 -Pandemie müssen wir an dem Ziel einer inklusiven Gesellschaft festhalten. Das schon Erreichte darf weder durch unverhältnismäßige Einschränkungen noch durch einen verringerten gesundheitlichen Schutz dieser betroffenen Personengruppe gefährdet werden“, so die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings Heike Baehrens MdB.

Nicht alle Menschen mit Behinderung sind besonders gefährdet durch das Virus. Deshalb darf es keine pauschale Isolierung von Risikogruppen geben. Abgestufte Schutzvorkehrungen ermöglichen es, im Rahmen der allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln weiterhin am öffentlichen Leben teilzunehmen. Einrichtungen der Behindertenhilfe müssen – genauso wie Krankenhäuser oder Pflegeheime – ausreichend mit Schutzkleidung, Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel ausgestattet werden. Betroffene müssen weiterhin die Möglichkeit haben, erforderliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel ihre Assistenzkraft zu kontaktieren.

„Der Schutz vor Infektion darf weder zu Einsamkeit noch zu Überforderung führen“, betont Heike Baehrens. „Insbesondere Familien, die ihr mehrfachbehindertes Kind derzeit ohne tagesstrukturierende Angebote versorgen, brauchen dringend wieder Entlastung.“

Das trifft besonders auf die selbst zur Risikogruppe zählenden Eltern erwachsener Menschen mit Behinderungen zu. Ein Großteil der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ist nach wie vor geschlossen oder arbeitet nur eingeschränkt. Menschen mit einer geistigen Behinderung brauchen aber vor allem Orientierung durch die gewohnte Beschäftigung, die ihnen Tagesstruktur gibt. Insofern sollte die weitere Öffnung verbunden mit Maßnahmen zur Risikominimierung genauso wie bei anderen Wirtschaftsunternehmen Schritt um Schritt umgesetzt werden.

Gleiches gilt für Angebote der Tagesbetreuung. Je länger die Corona-Krise dauert, desto mehr kann die Seele leiden. Psychisch erkrankte Menschen trifft das besonders hart. Viele Therapieangebote sind weggefallen, Ängste können sich in so einer Zeit der Unsicherheiten noch verstärken und auch depressive Symptome können zunehmen, wenn soziale Kontakte wegfallen. Diese Aspekte müssen in der Abwägung in Bezug auf weitere Lockerungen mitbedacht, die Belange von psychisch erkrankten Menschen und ihren Angehörigen müssen hierbei Gewicht haben. Die Träger haben in den vergangenen Wochen Außerordentliches geleistet, um die Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Familien abzumildern. Ihre Arbeit muss stärker unterstützt werden.

Pressemitteilung anlässlich des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung des Netzwerks „ALLE DABEI“ im Landkreis Göppingen

In Corona-Zeiten erleben viele, was es bedeutet, nur eingeschränkt teilhaben zu können. Behinderten Menschen geht es oft so. „Auch, wenn wir in diesem Jahr nicht gemeinsam feiern können wollen wir trotzdem darauf hinweisen, wie wichtig es für unsere Gesellschaft ist Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, teilt die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings Göppingen Heike Baehrens, MdB mit. Das diesjährige Motto lautet „Inklusion von Anfang an. Los geht's. Mit Dir!“. „Das bedeutet, wenn wir Inklusion von Anfang an mitdenken viele Barrieren in unseren Köpfen im Umgang mit Behinderungen erst gar nicht entstehen“. Gleichberechtigte und gleichwertige Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen in allen Belangen des gesellschaftlichen Lebens wird nach wie vor durch viele Barrieren eingeschränkt. In Corona-Zeiten ist es umso wichtiger den Blick auf die Belange von Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen zu richten. Es geht darum, dass Menschen mit Behinderung die Unterstützung erhalten, die selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und im Sinne der gesetzlichen Grundlagen garantiert. Dabei sei die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen auf internationaler Ebene, sowie der Artikel 3 Abs.3 des Grundgesetzes und das Bundesteilhabegesetz auf nationaler Ebene als wesentliche gesetzliche Grundlagen benannt. Gerade in Corona-Zeiten und mit zunehmender Mittelknappheit besteht die Gefahr, dass Unterstützungsbedarfe von Menschen mit Behinderung, und gleichberechtigte Teilhabe zu erfahren als weniger wichtig angesehen werden und somit aus der öffentlichen Aufmerksamkeit gedrängt werden. Es geht darum, dass zum Beispiel Hilfen im Frühkindlichen Alter gesichert werden in Form von Frühförderung, Bildung und berufliche Teilhabe und Teilhabe am Arbeitsleben, ob in regionalen Betrieben oder in Werkstätten gesichert sind, sowie die erforderliche Unterstützung beim Wohnen in vielfältigen Wohnformen und die Unterstützung zur Teilhabe am kulturellen Leben und Freizeitunternehmungen gewährleistet werden. Dies alles kann nur dann erfolgen, wenn diese gemeinnützigen Einrichtungen und Dienste für die erbrachten Unterstützungsleistungen und die Bereitstellung der personellen und sächlichen Ressourcen auch in Corona-Zeiten mit ungewöhnlichen Ansätzen in vollem Umfang entgolten werden. Bei der aktuellen schrittweisen Öffnung des öffentlichen Lebens dürfen Menschen mit Behinderung nicht ausgeschlossen werden. Vielmehr muss dafür Sorge getragen werden, dass dabei die Schutzmaßnahmen und Hilfen dahingehend ausgerichtet werden, dass vollumfängliche Teilhabe umgesetzt werden kann und finanziell gesichert ist. Nur so kann ein inklusives und solidarisches gesellschaftliches Miteinander gelingen und im nächsten Jahr zum Gleichstellungstag findet hoffentlich wieder ein buntes Treiben auf dem Marktplatz in Göppingen statt. Infobox: Wer ist das Netzwerk "Alle Dabei!" im Landkreis Göppingen: Lebenshilfe Göppingen, Viadukt e.V., Stiftung Haus Lindenhof, Diakonie Stetten, Kreisverein leben mit Behinderung, Kreisjugendring, VHS Göppingen, Pro Familia Göppingen, Haus der Familie, Bodelschwinghschule Göppingen, Bodelschwinghschule Geislingen, Arbeits- und Lebensgemeinschaft Bad Boll, Gemeinsam leben - gemeinsam lernen, People First Göppingen, Café am Kornhausplatz, Kreisbehindertenbeauftragte, Kreisbehindertenring. Das Netzwerk „ALLE DABEI“ erstellt von Ruth Weber